zwischen-Zeit...
Schritte dem Leben entgegen
auf Gott vertrauen
zugleich Verantwortung erstnehmen
Leben schützen
Schritte dem Leben entgegen
vorsichtig tasten
weitergehen
jedoch nichts übereilen
die Klippe nicht überschreiten
Schritte dem Leben entgegen
Möglichkeiten gestalten
dabei die Balance halten
Verantwortung wahrnehmen für das Leben
zwischen-Zeit...
In diesen Tagen geht mir bezüglich der aktuellen
„Zwischen-Zeit“ vieles durch den Kopf. Ich merke, wie ich selbst mit mir ringe.
Einerseits ist da die Sehnsucht nach Freiheit(en), nach der Ermöglichung von
Dingen, die ich in den letzten Wochen schmerzlich vermisst habe.
Seien es
Kontakte oder Beschäftigungen im privaten oder auch Möglichkeiten im beruflichen
Bereich.
Andererseits ist mir klar, dass es nicht gleich zu viel sein kann und darf. Ich suche danach, was ich oder wir zurzeit wirklich verantwortet machen können. V
erantwortet, damit das Leben den Vorrang hat und der mühsam erreichte Fortschritt hinsichtlich der Corona-Krise nicht zunichte gemacht wird.
Dabei begleitet mich auch die Frage, wie es gelingt, unser
Christsein (gemeinsam) unter den gegebenen Bedingungen zu leben.
Was können
nächste Schritte sein? Welche Formen und Möglichkeiten gibt es, den Glauben in
guter Art und Weise auszudrücken?
Auf sollten wir (noch) zu verzichten? – In dieser Zwischen-Zeit.
Andrea Koucky
Ich will mich befreien
von Gewohnheiten,
die mich lähmen,
von Sicherheiten,
die mich einengen,
von Programmen,
die alles regeln,
von Zielen,
die mich überfordern,
von Aufgaben,
die mir nicht entsprechen,
von Ängsten,
die mich nicht wagen lassen.
Ich will offen sein
für das, was jetzt ist:
meine Möglichkeiten entfalten
meine Fragen stellen,
meine Zweifel anmelden,
selbst entscheiden
meinen Teil beitragen
und verantworten.
Max Feigenwinter
Wurzeln spüren, Neues wagen, Kevelaer 2009
100 Jahre...
...wäre unser Vater heute geworden. Am 28. April 1920 wurde er geboren.
Als er 17 Jahre jung war, hatte er einen Unfall, bei dem seine rechte Hand stark verletzt wurde. Diese Verletzung hat ihn vor dem Kriegsdienst bewahrt - und so vielleicht das Leben gerettet.
Durch die Verletzung bzw. die Amputation der Hand - da war er 50 Jahre alt - musste er viele Einschränkungen im Laufe seines Lebens in Kauf nehmen. Und dennoch: Mit seiner Ehefrau Maria konnte er ein Haus mit Stall und Scheune bauen, eine kleine Landwirtschaft aufbauen, die Felder bestellen, die Ernte einfahren, uns Kindern Ausbildung oder Studium ermöglichen und vieles mehr.
Es war eine bewundernswerte Leistung, die ich erst spät erkannte.
Er las täglich die Zeitung, schaute nicht nur die Nachrichten, sondern auch Sport wie Fußball und Billard. Er interessierte sich für das, was in Politik, Kirche und Gesellschaft geschah und hatte seine Meinung dazu.
Sein hintergründiges Lächeln nahmen wir oft wahr, auch seinen verschmitzten Humor und die Fähigkeit zur Ironie.
Er war ein Mensch, der fast ein ganzes Jahrhundert erlebt hat, Freude
und Trauer, Aufbruch und Aufschwung und mit großen Schwierigkeiten konfrontiert.
Nach dem Tod seiner Ehefrau fand er ins Leben zurück.
Unser Vater hatte - bei allen Einschränkungen - ein erfülltes Leben.
Mit der Fülle an Lebensjahren und -erfahrung wurde allerdings die Mobiliät geringer. Er nahm es mal mehr, mal weniger gelassen hin.
Er feierte seinen Geburtstage, auch den 97. vor drei Jahren.
Unser Vater starb mit 97 Jahren und fünf Monaten, mit wachem Geist, den er bis zur letzten Sekunde sein eigen nennen konnte.
Heute wäre er 100 Jahre alt geworden.
Peter Göb
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Ihrem Vater?
Welche Begegnungen bzw. Erinnerungen sind Ihnen besonders präsent?
Was haben Sie versäumt, Ihren Vater zu fragen, mit ihm zu besprechen oder zu klären?
Masken
Sie sind einfarbig oder bunt, oft mit einem Muster versehen.
Viele sind selbstgefertigt, aus alter Bettwäsche oder anderen Stoffen.
Andere
sind gekauft. Viele haben viel Kreativität und Zeit aufgewandt, um sie zu
gestalten, zu schneidern, zu nähen:
Es geht um die Masken, bzw. den Mund-Nasen-Schutz, den wir ab heute bei vielen Gelegenheiten tragen müssen.
Ich selbst werde auch einen tragen. Beim Einkaufen und wo immer es Pflicht ist.
Ich bin gespannt… denn es ist für mich ein komisches Gefühl, denn noch nie trug ich in der Öffentlichkeit einen Mund-Nasen-Schutz.
Fragen wie: „Wie wirkt das auf andere?“ „Wie sieht das aus?“ „Wie bin ich zu verstehen?“ begleiten mich.
Aber wenn sie alle tragen, dann wird es nicht so schlimm, denke
ich mir.
Vielleicht wird es auch interessant, welche Muster, Formen, Farben wir
auf den Masken der anderen entdecken.
Vielleicht kommen wir dann sogar darüber ins Gespräch – natürlich mit einem Abstand von zwei Metern, denn der Abstand ist mindestens genauso wichtig wie die Maske!
Mund-Nasen-Schutz und Abstand helfen in dieser Zeit. Und
dennoch: ich möchte dem Menschen näher kommen, hinter die Masken der Menschen blicken,
ich möchte den
Menschen gerne als Ganzes wahrnehmen. Darum übe ich mich ein, das Lächeln
hinter den Masken nicht übersehen,
den freundlichen Blick über dem Mund-Nasen-Schutz, das gute Wort, das die Masken durchdringt.
Ich möchte dem Menschen hinter der Maske begegnen.
Peter Göb
Der See
Der See Genezareth ist beeindruckend. Er liegt im Norden Israels, dient als Wasserquelle für das ganze Land, ist spiritueller und touristischer Anziehungspunkt.
Die Golanhöhen sind sichtbar, ebenso Kafarnaum und Tabgha.
Bei jedem Besuch Israels war ich bisher dort.
Die Stimmung um und auf dem See fasziniert mich.
Diese Besuche dort haben sich mir eingeprägt.
In der Bibel wird berichtet, dass der See und die Gegend um den See
eine wichtige Rolle im Leben und Wirken Jesu spielen.
Jesus zieht in den Städten und Dörfern umher, er predigt und er heilt die Menschen.
Er begegnet ihnen. Er spricht sie an, persönlich und direkt.
Durch diese Ansprache, durch diese Begegnungen macht er ihnen Mut,
in ihrem Leben etwas zu verändern, im Leben eine neue Richtung einzuschlagen, oder Gewohntes auf neue Art zu probieren.
Er lädt sie ein, neue Erfahrungen zu machen.
Erfahrungen, die ihnen ein "mehr" an Leben schenken.
Heute ist Sonntag. Normalerweise kommen an diesem Tag Christen zusammen, um sich zu erinnern:
sie erinnern sich an das Leben und Wirken Jesu, an seinen Tod und seine Auferstehung. Das Zusammenkommen geht zurzeit leider nicht.
Daher müssen Christen in diesen Wochen auch in diesem Bereich und mehrfach aus dem Erinnern leben. Es ist ein Erinnern, das Kraft für das Heute gibt.
Dieses Erinnern birgt in sich den Wunsch, doch bald wieder zusammenkommen zu können, um Gottesdienste feiern zu können.
Die Überlegungen, wie ein solcher Gottesdienst sowohl die staatlichen und kirchlichen Vorgaben erfüllt und dennoch würdig und ästhetisch ansprechend ist, nehmen zu. Leicht wird es nicht werden, eine gute, ansprechende und würdige Lösung zu finden.
Eine entscheide Frage für mich ist dabei: Wie kann Jesu Leben und Wirken, all das, an was wir uns erinnern und was wir feiern möchten im Mittelpunkt stehen und nicht Abstandsmarkierungen und Desinfektionsmittel?
Heute ist Sonntag. Tag der Erinnerung.
An was oder wen erinnern Sie sich heute, um daraus Kraft und Hilfe zu bekommen? An welche prägenden Erlebnisse denken Sie heute?
Ich wünsche Ihnen, dass Ihnen viele positive Erinnerungen an beeindruckende und faszinierende Bilder und Erfahrungen in den Sinn kommen.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich an Begegnungen erinnern, die sie sie geprägt und verändert haben.
Und ich wünsche Ihnen den Mut, Dinge anders zu machen und Neues zu wagen, an diesem Sonntag und in dieser Zeit.
Peter Göb
Inkonsequent
Frag hundert Katholiken, was das
wichtigste ist in der Kirche.
Sie werden antworten:
Die Messe.
Frag hundert Katholiken, was das
wichtigste ist in der Messe.
Sie werden antworten:
Die Wandlung.
Sag hundert Katholiken, dass das
wichtigste in der Kirche die Wandlung ist.
Sie werden empört sein:
Nein, alles soll so bleiben,
wie es ist!
Lothar Zenetti
Du mögest immer Arbeit haben,
für deine Hände etwas zu tun.
Immer Geld in der Tasche,
eine Münze oder auch zwei.
Das Sonnenlicht möge immer
auf deinem Fenstersims schimmern und die Gewissheit in deinem Herzen,
dass ein Regenbogen dem Regen folgt.
Die gute Hand eines Freundes
möge dir immer nahe sein,
und Gott möge dir dein Herz erfüllen
und dich mit Freude aufmuntern.
aus: Segenswünsche aus Irland, Pattloch, S. 18
Nadine Lowag
Heute ist der Gedenktag des Heiligen Georg. Er lebte Ende des dritten und Anfang des vierten Jahrhunderts. Die berühmteste Legende zu seinem Leben erzählt, dass er einen Drachen tötete, der die Menschen in einem Dorf bedrohte.
Der Hl. Georg ist Patron der „Deutschen Pfadfinderschaft St.
Georg“ (DPSG).
Er wurde ausgewählt, weil er eine Haltung zum Ausdruck bringt, die Georgspfadfinder*innen wichtig ist: Zum einen handelt er aktiv gegen das Unrecht und für die Interessen der Opfer, zum anderen ist er selbst getragen von einem tief verwurzelten Gottvertrauen, das ihm den Mut gibt zu diesem Handeln.
Die Pfadfinder*innen der DPSG treffen sich in verschiedenen Stufen, um Gemeinschaft zu erleben, Glauben zu teilen, die Welt zu entdecken und vieles mehr. Die Pfadfinder*innen haben ein Gebet:
Herr Jesus Christus!
Du hast gesagt: „Seid bereit!“
Dieses Wort ist mein Wahlspruch.
„Allzeit bereit“ will ich sein und nach Deinem Beispiel handeln:
wahr im Reden, verlässlich im Tun.
In Deiner Kirche ist meine Heimat,
sie lässt uns geschwisterlich in dieser Welt leben:
bereit zum Verzeihen, selbstlos im Helfen,
geduldig, wenn es schwierig wird.
Zeige mir meinen Weg und begleite mich auf dem Pfad,
der zum Leben führt.
Dir will ich folgen und mein Bestes tun.
Hilf mir dazu und segne mich.
Amen.
Ich selbst werden
Meine Fähigkeiten nicht mehr länger verstecken
nicht mehr länger auf die Erlaubnis anderer warten
meine Gaben zur Lebenshingabe werden lassen
mit mit meiner ganzen Lebenskraft entfalten
Meine Talente nicht mehr länger zurückhalten
in der Tiefe meines Seins erahnen
wie sich der Sinn des Lebens ereignet
im Weiterschenken meiner vielfältigen Stärken
Meiner Selbstwerdung nicht mehr im Wege stehen
auch wenn Widerspruch sich zeigt
noch mehr Geradestehen für meine Kreativität
damit immer mehr Menschen aufstehen für echtes Leben
Pierre Stutz,
Die Lebendigkeit der Seele entdecken, Freiburg 2007
Wenn dies alles vorüber ist
Wenn dies alles vorüber ist,
mögen wir nie wieder als selbstverständlich erachten:
Den Handschlag mit einem Fremden
Volle Regale im Supermarkt
Gespräche mit den Nachbarn
Ein überfülltes Theater
Freitag abends ausgehen
Den Geschmack des Abendmahls
Den Routine-Besuch beim Arzt
Das morgendliche Chaos, wenn die Kinder zur Schule müssen
Kaffee mit einer Freundin
Die Gesänge im Stadion
Jeden tiefen Atemzug
Einen langweiligen Dienstag
Das Leben selbst.
Wenn dies alles endet,
mögen wir feststellen,
dass wir etwas mehr so geworden sind,
wie wir sein wollten,
wie wir sein sollten,
wie wir hoffen, sein zu können.
Und mögen wir auf diese Weise
besser zueinander sein,
weil wir das Schlimmste überstanden haben.
Herkunft unbekannt
Übersetzung: Daniel Müller Thor
Wer bin ich und wer will ich sein?
Vor einigen Tagen bin ich auf folgenden Text des Jesuitenpaters Anthony de Mello gestoßen:
„Eine Frau lag nach einem schweren Unfall im Koma. Plötzlich hörte sie
eine Stimme:
‚Wer bist du?‘
Die Frau zögernd: ‚Ich bin die Frau des Bürgermeister.‘
‚Meine Frage war nicht, wessen Frau du bist, sondern wer DU bist!‘
‚Ich bin eine Mutter von zwei Kindern.‘
Die Stimme erwiderte sanft: ‚Meine Frage war nicht, ob du Mutter bist, sondern wer du bist?‘
‚Ich bin eine begeisterte Lehrerin.‘
‚Ich habe nicht nach deinem Beruf gefragt, sondern wer du bist!‘
Der Dialog setzte sich weiter so fort:
‚Ich habe nicht gefragt, welcher Religion du angehörst … Ich habe nicht
gefragt,
was du in deinem Leben geleistet hast … Ich habe nicht gefragt … Wer bist du?‘
Keine Antwort schien befriedigend zu sein.
Nach einigen Tagen erwachte die Frau aus dem Koma.
Sie beschloss herauszufinden, wer sie wirklich ist.“
(aus: https://www.zeitblueten.com/news/wer-bist-du/ [Stand: 08.04.2020])
Ich merke, dass ich in dieser Zeit, in der soziale Kontakte
stark eingeschränkt sind, mehr und stärker auf mich selbst zurückgeworfen bin
als sonst. Dies ist mich für herausfordernd. Zugleich ich sehe ich darin die
Chance, der Frage, die de Mello aufgeworfen hat, vertieft nachzuspüren.
Und zwar sowohl durch das, was ich vermisse und als auch dadurch, wie ich die Tage gegenwärtig gestalte.
„Wer bin ich?“ und „Wer will ich sein?“ Was brauche ich dazu? - jetzt in der Zeit der Corona-Krise und darüber hinaus.
Andrea Koucky
eigentlich…
...ist ein Wort, das ich im Moment in vielen Gesprächen höre.
Eigentlich wollten wir in diesem Jahr im Urlaub verreisen…
Eigentlich wollten uns die Kinder zu Ostern besuchen…Eigentlich.
Eigentlich sollte an diesem Sonntag in vielen Kirchengemeinden Konfirmation
oder Erstkommunion gefeiert werden. Auch bei uns haben sich viele Familien
auf die Erstkommunion vorbereitet und das Fest mit viel Engagement organisiert.
Eigentlich… ist ein Wort, das in dieser Zeit vor allem Verlust, Verzicht und auch Schmerz ausdrückt. Etwas, auf das wir uns gefreut haben, oder das unser Leben bereichert hätte, zerschlägt sich.
Diese Erfahrung machen auch die Jünger Jesu. Sie hatten alle Hoffnung auf Jesus gesetzt. Der aber war gestorben und mit Ihm auch ihre Hoffnung. Der auferstandene Jesus gesellt sich auf dem Weg nach Emmaus zu ihnen. Anfangs unerkannt, doch durch das Gespräch auf dem Weg und das gemeinsame Mahl
kehren Lebendigkeit und Zuversicht zu den Jüngern zurück.
Diese Zuversicht darf für die Menschen damals und auch für uns heute
gelten. Besonders in unserer jetzigen Situation.
Wir erleben, dass sich
in dieser Zeit unser Leben in vielen Bereichen stark ändert. Dinge und
Situationen können nicht so stattfinden,
wie wir uns das wünschen, oder
kennen. Neben dem „eigentlich“ gibt es auch heute ein „sicherlich“. Es
ist das, was auch in der Krise Bestand hat.
Manche Begegnung und manche Dinge bewahren ihren Wert, oder werden für
uns noch wertvoller. In der Krise und für die Zeit danach.
Und sicherlich werden wir wieder in den Urlaub fahren. Sicherlich werden
wir wieder Besuch bekommen. Sicherlich werden wir Konfirmation und
Erstkommunion feiern.
Und Jesus ist dabei – in unserem „eigentlich“ und in unserem „sicherlich“.
Es war noch in der Fastenzeit.
Die Corona-Pandemie hatte unseren
Alltag bereits im Griff. Wir hatten uns zur Komplet in der Martinskirche
verabredet, drei Pfarrer aus Kassel.
Wir brauchten dies Miteinanderbeten.
Wir wussten aber auch um die Gefahren und setzen uns darum weit voneinander entfernt. Die vertrauten Worte, die Lieder, die Psalmen - es tat gut. Und es war ein kleines Zeichen der Verbundenheit, wie unsere Stimmen im Hall der Kirche verschmolzen. "
Er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf
all deinen Wegen." Wie tröstlich.
"Du bist für mich Zuflucht
und Burg, mein Gott, dem ich vertraue."
Ja, wem sollen wir vertrauen
in dieser verrückten Zeit? Politikern? Institutionen?
Gut, dass wir sie haben,
gut, dass es Entscheidungsträger gibt, die sich nicht atemlos von den
Ereignissen hetzen lassen! - Doch dann sangen wir weiter:
"Fallen auch
tausend zu deiner Seite, dir zur rechten zehnmal tausend,
so wird es dich nicht
treffen." Die alten Worte - wie oft habe ich sie schon gesungen?
Jetzt
klingen sie ganz anders. Ich höre von tausenden von Toten, von hunderttausenden
Infizierter. "Dich wird es nicht treffen." Was heißt das hier
und heute?
Es ist der eindringliche Ruf, nach unseren inneren
Widerstandskräften zu fragen. Was bewahren wir in unserer Schatzkammer auf? Was
ist so kostbar, dass es von keiner Krankheit zerfressen werden kann? Was
verbindet uns miteinander, was bindet uns an Christus? Freilich, die Bitten um
Bewahrung überwogen und überwiegen, in unserer Komplet in der Martinskirche und
andernorts.
Mein Wunsch ist auch jetzt kein anderer: "Herr und Gott,
kehre ein in dieses Haus und halte alle Nachstellungen des Feindes von ihm
fern." Aber in mir ahne ich eine Kraft, die mich leben lässt, auch
angesichts des Todes. Sie macht mich zu dem, der ich bin. Und das kann mir
nicht genommen werden.
Mein Unzerstörbares, meine Zuflucht, meine innere Burg.
Du, mein Herr und mein Gott. Wer ich bin und dass ich bewahrt bin, darüber entscheidet kein Virus. Diese Entscheidung ist schon gefallen.
Frank Lilie
Der
auferstandene Christus ist nahe.
"Sein Reich ist in uns".
Eine Art
innerer Stimme erklingt, und diese Stimme ist Gebet.
Mag auch der Mund
verschlossen bleiben,
mit dem Herzen lauschen wir, still, weit, geöffnet vor Gott.
aus: Frère Roger, Taizé: Jeder Tag ein
Heute Gottes. Herder,
Freiburg, 1992, S. 90
Zu beten heisst nicht, die perfekten Worte zu finden.
Zu beten kann heißen: Offene Zeit mit Gott zu verbringen.
Nadine Lowag
Hasenfärben
Es malen vier Hasen zur Osterfeier
wie jedes Jahr brav Ostereier.
Zunächst beginnt man recht geschwind,
doch als sechs Eier fertig sind,
da macht der Erste sich den Spaß
und taucht ein Ohr ins Farbenglas.
"Wie siehst du aus!" die anderen schrein.
"Ein rotes Ohr! Du bist ein Schwein!"
Was unsren Hasen wenig stört.
Im Gegenteil, was tut er? - Hört:
Er streicht mit roter Farbe auch
sich seinen weichen Hasenbauch.
Und nun, auf einmal, sind die drei
gleichfalls für Hasenfärberei.
Der zweite fasst ein Herz ganz schnell,
bedeckt mit schwarz sein ganzes Fell.
Der dritte Hase wird schön bunt,
er tupft Orange auf gelben Grund.
Der vierte malt sich blaue Streifen
und dreht die Ohren schick zu Schleifen.
Er singt ein Lied aus vollem Hals,
die andern singen ebenfalls
und tanzen stundenlang im Kreis.
Die meisten Eier bleiben - weiß!
Rüdiger Urbanek
zugeschickt von Mathilda, Erika und Oskar Mehlhorn
Im Regen geschrieben
Wer wie die Biene wäre,
die die Sonne
auch durch den Wolkenhimmel fühlt,
die den Weg zur Blüte findet
und nie die Richtung verliert,
dem lägen die Felder in ewigem Glanz,
wie kurz er auch lebte,
er würde selten
weinen.
Hilde Domin
ausgewählt von Susanne Köbel
Hoffnungszeichen
„Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaft auferstanden!“
Mit diesem Ruf begrüßen sich Christen der Ostkirchen am Ostermorgen und wünschen sich ein frohes Osterfest.
Auch wenn der Text und dessen Aussage mir vertraut sind,
bekommen sie in diesem Jahr einen anderen Klang. Das Osterfest fällt in eine
Zeit, in der Leiden und Tod in der Gesellschaft so präsent sind, wie meiner
Wahrnehmung nach schon lange nicht mehr.
In diese Situation hinein rufen wir Christen die zentrale Botschaft von Ostern, dass das Leben den Tod besiegt hat. Dies ist zunächst eine Aussage darüber, dass durch Jesu Leiden, Sterben und Auferstehung unser Leben eine Perspektive über den Tod hinaus hat. Zugleich bringt die Botschaft für mich in diesem Jahr mehr noch als sonst etwas Weiteres zum Klingen – eine Hoffnung auch für unser irdisches Leben.
Bei allem Leid, was wir täglich in den Medien und vielleicht
auch in unserem Umfeld sehen, nehme ich immer mehr vorsichtige
Hoffnungsschimmer wahr:
Dinge, wie die Verlangsamung der Ansteckungsrate; Kranke, die geheilt werden; Forschung an Medikamenten und Impfstoffen, die Fortschritte macht und Menschen, die sich bis an ihre Grenzen und teilweise auch darüber hinaus für das Wohl anderer einsetzen, sind dabei für mich genau wichtig, wie der Gruß, das ehrliche „Danke“ oder das aufmerksame Hinschauen, was der oder die andere gerade braucht.
All das sind für mich Hinweise, dass das Virus nicht das letzte Wort haben wird und der österliche Sieg des Lebens und der Menschlichkeit unser Leben in Gegenwart und Zukunft – vielleicht sogar noch mehr als vor der Corona-Krise – prägen können.
Andrea Koucky
osterwirkung
nicht zu glauben:
wieder zeigst du
wirkung
obwohl sie dich
getötet haben:
verwandelst
und stärkst,
erweckst
die sehnsucht
aus dem trott,
bringst
zur fülle,
was geknickt
rufst
ins leben
heute
noch.
thomas schlag-weidinger
in: sperrige nächte, gedichte zur fasten- und osterzeit,
würzburg, 2012.
Ein Leben nach dem Tode
Glauben Sie fragte man mich
An ein Leben nach dem Tode
Und ich antwortete: ja
Aber dann wusste ich
Keine Antwort zu geben
Wie das aussehen sollte
Wie ich selber
Aussehen sollte
Dort
Ich wusste nur eines
Keine Hierarchie
Von Heiligen auf goldnen Stühlen sitzend
Kein Niedersturz Verdammter Seelen
Nur
Nur Liebe frei geworden
Niemals aufgezehrte
Mich überflutend
Kein Schutzmantel starr aus Gold
Mit Edelsteinen besetzt
Ein spinnwebenleichtes Gewand
Ein Hauch
Mir um die Schultern
Liebkosung schöne Bewegung
Wie einst von tyrrhenischen Wellen
Wie von Worten die hin und her
Wortfetzen
Komm du komm
Schmerzweb mit Tränen besetzt
Berg-und-Tal-Fahrt
Und deine Hand
Wieder in meiner
So lagen wir lasest du vor
Schlief ich ein
Wachte auf
Schlief ein
Wache auf
Deine Stimme empfängt mich
Entlässt mich und immer
So fort
Mehr also fragen die Frager
Erwarten Sie nicht nach dem Tode?
Und ich antworte
Weniger nicht.
Marie-Luise Kaschnitz
Ein Leben nach dem Tode, in: Gesammelte Werke in sieben Bänden.
Bd. 5: Die Gedichte. Insel Verlag, Frankfurt/M. 1985.
Ostern 2020
Ostern ist in diesem Jahr ganz anders!
Keine festlichen Gottesdienste.
Ja, ich vermisse die Osternacht, das Dunkel, das Licht, die Osterkerze,
die fast zweieinhalbstündige Liturgie.
Jede*r feiert für sich selbst.
In Gedanken sind wir bei anderen und tragen eine Sehnsucht nach Gemeinschaft in uns.
Ostern 2020
Keine oder kaum Besuche bei der Familie oder guten Freunden. Kein Eis, kein Ausgehen in ein Lokal.
Ostern 2020
Wie wird es nach Ostern weitergehen?
Wie wird dieses Osterfest auf die Christen,
auf unsere Gemeinden wirken?
Werden wir dann, wenn wir wieder zum Gottesdienst zusammenkommen dürfen, anders feiern?
Und wenn ja wie? Und woran merken wir
[oder andere] das?
Machen wir nach diesem Osterfest weiter wie bisher, als wenn nichts gewesen wäre?
Ostern damals hat Freude, aber auch Unsicherheit bei den Jünger*innen ausgelöst.
Es hat Fragen aufgeworfen, es hat verändert.
Wir sind also in guter Gesellschaft mit unserer Unsicherheit, mit unseren Fragen,
mit einer in Teilen offenen Zukunft.
Ostern 2020
Es fällt nicht aus, es wird gefeiert, anders und ich denke, auch wir sind andere an und nach diesem Ostern 2020.
Ich wünsche allen ungewöhnliche
aber dennoch erfüllende Feiertage.
Peter Göb
Grabesruhe
Mit ausgebreiteten Armen
Der, von dem ich erzählen will,
wurde geboren in Armut und starb,
noch jung, mit ausgebreiteten Armen
am Kreuz einen schrecklichen Tod.
Warum? Worin bestand seine Schuld?
Oder anders gefragt: Wem war er im Weg?
Er raubte kein Geld, kein Land, stürzte
keinen vom Thron, zog nicht in den
Krieg, schrieb nicht einmal Bücher.
Der Ort, wo er aufwuchs wie andere auch,
war ohne Bedeutung: ein Nest in den Bergen
am Rande des riesigen römischen Reiches.
Er lernte ein Handwerk, zimmerte Möbel,
bis er die Werkstatt verließ und sein Dorf
und umherzog im Land, das Wort auszusäen.
Er sah, wie man weiß, weder Rom noch Athen.
Aber er sah seinen Vater im Himmel und
sah auf der Erde die Menschen im Dunkel
und lehrte sie sehn mit anderen Augen.
Er heilte die Kranken, rief Tote ins Leben.
So zog er umher und warb um die Herzen
und sprach von der Liebe,
dem Königreich Gottes.
Er starb, wie er lebte,
und lebt, wie er starb;
mit ausgebreiteten Armen.
Lothar Zenetti
Fußwaschung.
Die Fußwaschung ist für mich am Gründonnerstag ein zentrales Element der Eucharistiefeier.
Es ist mir ein Anliegen, diesen Ritus an zwölf Personen
stellvertretend füt viele aus der Gemeinde zu vollziehen. Ich freue mich
darauf und haben Respekt vor diesem Dienst, der mich auch emotional
herausfordert.
Im Vorfeld überlegen Gemeindereferentin Beate Lippert und ich, wen
wir fragen könnten. Wir denken gemeinsam nach, wer von den
Kommunionkindern,
den Firmbewerber*innen und aus den Gremien und Gruppen vielleicht bereit wäre, sich auf diesen Ritus einzulassen.
Und wir überlegen, wer im vergangenen Jahr etwas Besonderes erlebt
hat oder vielleicht selbst einen Dienst an einem anderen Menschen
vollzieht.
Wir überlegen, wer eher im Verborgen etwas tut.
Viele fallen uns ein, oft mehr als zwölf Personen.
Fußwaschung.
Ich wünschte mir, dieses Ritual der Fußwaschung, dieses Zeichen des Dienstes am anderen, würde nicht nur einmal, sondern immer wieder einmal in unseren Gottesdiensten vollzogen werden können.
Jesus hat diesen Dienst denen aufgetragen, die ihm folgen: "Begreift
ihr, was ich an euch getan habe? Ihr sagt zu mir Meister und Herr und
ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und
Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die
Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so
handelt, wie ich an euch gehandelt habe" (Joh 13,14-15).
Jesus fordert uns auf, einander die "Füße zu waschen", also diesen Dienst am Nächsten im täglichen Leben konkret werden zu lassen:
Und er geschieht! Gerade jetzt, in diesen Zeiten dienen Viele vielen - oft im Verborgenen: durch das Einhalten der räumlichen Distanz, durch das besondere Miteinander in den Familien und Beziehungen, durch starke Nerven im Miteinander auf engem Raum, durch das Trösten der Kinder, weil diese nicht raus können. Dienst am anderen geschieht durch durch einen Anruf, eine Nachfrage, wie es geht, durch einen Einkauf, durch ein Gebet.
Eine oft alltägliche Handlung und Haltung bei ganz vielen - ein besonderer Ritus an diesem Gründonnerstag.
Fußwaschung!
Peter Göb
KARWOCHE
Ein Mensch:
zu unrecht verurteilt und abgeschoben
Angeklagter
er hat zur Unzeit die Wahrheit gesagt
er hat auf sein Gewissen gehört
er hat sich in 'schlechte Gesellschaft' begeben
er hat sich eingemischt
er hat ihren Versicherungen misstraut
er hat sich vor der Obrigkeit nicht verneigt
er hat seine Finger auf Wunden gelegt
er hat keine Ruhe gegeben
er hat seinen Traum vom Leben nicht aufgegeben
deshalb musste es so kommen
ja wirklich
deshalb musste es so kommen
Doch -
was man für sein Ende ansah
war für Ihn ein Anfang
Bernd Kraus
in: Mach mehr aus deinem Jahr, Freiburg 1987
Himmel und Hölle
Eine fromme Frau bittet Gott, denHimmel und die Hölle sehen zu dürfen.
Gott erlaubt es ihr und führt sie in einen großen Raum. In seiner Mitte steht auf dem Feuer ein Topf mit einem köstlichen Gericht. Rundherum sitzen Leute mit langen Löffeln, alle stochern in dem Topf, aber sie sehen blass aus, mager und elend. So sehr sie sich auch bemühen, die Stiele der Löffel sind zu lang. Sie können das herrliche Essen nicht in den Mund bringen.
"Was für ein seltsamer Ort", sagt die Frau. "Das", antwortet Got, "ist die Hölle".
Sie gehen in einen zweiten Raum, der genauso aussieht wie der erste. Auch hier brennt ein Feuer, und darüber kocht ein köstliches Essen. Leute sitzen rundherum, auch sie haben Löffel mit langen Stielen, aber sie sind alle gut genährt, lachen und scherzen. Einer gibt dem anderen mit seinem langen Löffel zu essen.
"Und dies", sagt Gott", "ist der Himmel."
aus: Typisch - kleine Geschichten für andere Zeiten
In der Tat, wir leben in "anderen Zeiten". Viele fragen bei anderen nach, rufen an, machen eine Besorgung, bringen eine Palmzeig oder eine Osterkerze mit.
Durch diese kleinen Gesten des Alltags wird auch diese Zeit zu einem Stück Himmel auf Erden.
Peter Göb
Ich nenne euch Freunde und nicht mehr Diener.
Johannes 15,15a
„Halt, Stopp…
Dieser Vers ist doch bestimmt nicht wirklich auf mich direkt
bezogen.“
Es kann sein, dass du das gerade denkst oder so empfindest, auch wenn du es vielleicht nie so sagen würdest. Ich kenne das. Es war für mich lange auch echt schwierig zu sagen „Gott ist mein Freund“ oder zu behaupten, dass Gott mich seine Freundin nennt. Freund/Freundin… diese Begriffe klingen so sehr vertraut.
In Bezug auf Gott vielleicht sogar ein bisschen zu vertraut.
Viele
stellen sich Gott eher distanziert vor, auch wenn man davon ausgeht,
dass er
Gebete hört. Manche Theologen würden an dieser Stelle sagen,
dass man den Vers
nicht aus dem Kontext reißen und daran denken sollte,
dass Jesus da mit seinen Jüngern spricht und keine allgemeine und alle Christen inkludierende Aussage trifft.
Jeder, der an Gott glaubt und ihm von Herzen nachfolgt, ist ein Jünger Jesu.
Wenn wir seine Jünger sind, dann gilt uns, was er damals schon seinen Jüngern
gesagt hat.
Allein das ist schon genug, um gerechtfertigt und Freund Gottes genannt zu
werden.
Jesus ist ein Freund von jedem, der
ihn sein Freund sein lässt.
Lisa Husemann
Textquelle gekürzt von: https://ohnelimitgeliebt.de/impuls/gottes-freunde/
Palmsonntag 2020:
Leere Straßen, kaum ein Auto,
wenige Fußgänger. Alle auf Abstand.
So sieht es fast überall aus. Auch vor
unseren Kirchen.
Dabei wollten wir doch heute raus
gehen und draußen, vor den Kirchen,
unsere Gottesdienste beginnen.
Wir hätten das Evangelium vom Einzug Jesu in Jerusalem gehört,
Palmzweige gesegnet und wären dann in die Kirche gegangen.
Alles das
muss leider ausfallen.
Die Erinnerung an Palmsonntag feiern wir in diesem Jahr nicht gemeinsam.
Wir feiern vor und auch nicht in der Kirche.
Wir feiern Palmsonntag 2020 zu Hause, in unseren Häusern und Wohnungen.
Ohne die anderen aus der Gemeinde. Ohne die Menschen,
mit denen wir
doch so gerne wieder einmal gemeinsam Gottesdienst feiern würden.
In diesem Sinne ist es ein trauriger Palmsonntag.
Der Blick in die Bibel kann uns dennoch aufmuntern, denn in der Bibel wird von einem bunten Treiben berichtet.
Die
Straßen Jerusalems waren voller Menschen. Jung und alt,
groß und klein waren eng beisammen, um Jesus zu begrüßen.
Die Menschen sahen in Jesus einen,
der ihnen Hoffnung bringt
und Perspektiven schenkt.
Für mich ist an Palmsonntag das Erinnern an den Einzug Jesu in
Jerusalem wichtiger als die Passion, die in den Gottesdiensten ebenfalls
vorgetragen wird.
Heute steht für mich der Einzug Jesu im Mittelpunkt - und damit verbunden: Hoffnung und Perspektive.
Beides ist in dieser Zeit wichtig: Für das persönliche Leben, die eigene sehr veränderte Lebenssituation – und für uns als Gesellschaft.
Es braucht die Hoffnung, dass so manche Beschränkung nicht allzu
lange dauert, damit die Kinder - und auch auch die Erwachsenen - wieder
raus können.
Es braucht die Perspektive, um sich - wann immer es auch
sein mag -
die Hände reichen zu können und den anderen eine Umarmung zu
schenken.
Es braucht die Hoffnung, dass das Leben wieder ein Stück weit
"normaler" wird, was immer "normaler" dann für uns bedeutet.
Es braucht Hoffnung und Perspektiven.
Ich wünsche Ihnen, dass sie heute
und in dieser besonderen Zeit,
Hoffnung haben und Perspektiven entwickeln,
ganz gleich, aus welchen Quellen diese sich speisen.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Palmsonntag 2020.
Peter Göb
Wenn ich unterwegs bin, lese ich gerne Psalm 40:
Dank, Hingabe und Bitte
Ich
hoffte, ja ich hoffte auf den Herrn.
Da neigte er sich mir zu und hörte mein
Schreien.
Er zog
mich herauf aus der Grube des Grauens,
aus Schlamm und Morast. Er stellte meine Füße
auf den Fels,
machte fest meine Schritte.
Er legte
mir ein neues Lied in den Mund,
einen Lobgesang auf ihn, unsern Gott.
Viele
werden es sehen, sich in Ehrfurcht neigen
und auf den Herrn vertrauen.
Wohl dem
Mann, der auf den Herrn sein Vertrauen setzt,
sich nicht zu den Stolzen hält
noch zu treulosen Lügnern.
Zahlreich
sind die Wunder, die du getan hast,
und deine Pläne mit uns;
Herr, mein Gott, nichts kommt dir gleich.
Wollte ich von ihnen künden und reden,
es wären mehr, als man zählen kann.
An
Schlacht- und Speiseopfern hast du kein Gefallen,
Brand- und Sündopfer forderst du nicht.
Doch das Gehör hast du mir eingepflanzt;
darum sage ich: Ja, ich komm.
In dieser Schriftrolle steht, was an mir geschehen ist.
Deinen Willen zu tun, mein
Gott, macht mir Freude,
deine Weisung trag ich im Herzen.
Pia Hermann
Vorfreude...
Irgendwie schlummert in uns Menschen jetzt eine Vorfreude.
Wir ersehnen die Momente, wo
wir wieder in Gruppen unterwegs sein können,
uns zu den Gottesdiensten treffen
oder einem Mitmenschen einfach nur die
„Hand schütteln dürfen“.
Kleine
Gesten bekommen in der jetzigen Zeit eine ganz andere Bedeutung.
Und ich
glaube, wir werden „nach Corona“ VIELES lernen WERTZUSCHÄTZEN,
was „vor Corona“ selbstverständlich war .
Sonja Lehmann
Auf meinem Schreibtisch steht ein Gute-Laune-Aufsteller mit positiven Sprüchen zum regelmäßigen Weiterblättern. Seit ein paar Tagen ist die Seite mit folgendem Spruch aufgeschlagen:
„Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden.“
In den letzten Tagen ist
es mir sehr schwer gefallen, den Tagen wirklich die Chance zu geben, die
schönsten meines Lebens zu werden. Berufliche und private Sorgen,
Ängste und
Einschränkungen wegen der Corona-Krise haben überwogen.
Jetzt habe ich mir aber die Zeit genommen – eigentlich hätte ich sie ja schon eine ganze Weile gehabt – und mir bewusst gemacht, welche schönen Dinge ich jeden Tag trotz der Einschränkungen erleben darf. Ich stellte tatsächlich fest, dass es eine ganze Menge Dinge gibt, über und auf die ich mich trotz der Sorgen und Ängste jeden Tag freue, auch wenn es andere sind als noch in der Zeit vor Corona.
Ab jetzt gebe ich auch in der Krise jedem Tag die Chance, der schönste meines Lebens zu werden.
Stephanie Trieschmann
Es ist genug
Es ist genug, sage ich.
Ja, sagt der Engel, es ist genug:
genug da zu geben,
genug da zum Leben,
genug da zu tun.
Ich bin nicht besser, sage ich.
Nein, sagt der Engel,
du bist nicht besser:
nicht besser woanders,
nicht besser anders,
nicht besser tot.
Es ist genug, sage ich.
Ja, sagt der Engel, es ist genug.
Steh auf und iss,
denn der Weg ist weit.
Elisabeth Birnbaum
1 Kön 19,4–8
4 Er selbst ging eine Tagereise weit in die Wüste hinein.
Dort
setzte er sich unter einen Ginsterstrauch und wünschte sich den Tod.
Er sagte: Nun ist es genug, HERR. Nimm mein Leben; denn ich bin nicht besser als meine Väter.
5 Dann legte er sich unter den Ginsterstrauch und schlief ein. Doch ein Engel rührte ihn an und sprach:
Steh auf und iss!
6 Als er um sich blickte, sah er neben seinem Kopf Brot, das in
glühender Asche gebacken war,
und einen Krug mit Wasser.
Er aß und trank und legte sich wieder hin.
7 Doch der Engel des HERRN kam zum zweiten Mal, rührte ihn an und sprach:
Steh auf und iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich.
8 Da stand er auf, aß und trank und wanderte, durch diese Speise
gestärkt,
vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Gottesberg Horeb.
—
Thomas Busold
© Christus Epheta, Homberg (Efze) - Christkönig, Borken (Hessen)