Vermutlich hätte mein
Vater mir einige Hinweise gegeben, wenn ich so ausgesät hätte, wie eben im
Evangelium beschrieben.
Es ist Jahrzehnte her:
als Kind/Jugendlicher habe ich ihm geholfen, entweder mit der Sämaschine oder
eben mit der grünen Saatgutwanne,
die über die Schulter mit dem Riemen
befestigt war.
Die Saat gehört aufs
Feld, dorthin musste das Korn.
Auf dem Feldweg, dem
Graben oder gar in Sträuchern hatte es nichts zu suchen.
Aufs Feld gehört die
Saat.
Wir waren darauf
bedacht, dass sie auch nur dorthin gefallen ist.
Ganz anderes wird im
Evangelium berichtet.
Ein Sämann ging aufs
Feld…
Unachtsam und
verschwenderisch geht der Sämann mit dem Saatgut um: ein Teil fällt ihm
herunter, teils auf den Weg, teils in die Sträucher, auf felsigen Boden oder in
die Dornen.
Ein Teil fällt
schließlich auf den guten Boden und bringt reichlich Ertrag.
Jesus erklärt dieses
Gleichnis, von daher könnte ich jetzt eigentlich mit dem Predigen aufhören,
denn auch die Erklärung hab ich vorgelesen.
Gleichwohl kommt mir
noch eine andere Deutung in den Sinn bzw. Dinge,
die mir auffallen und die ich als Angebot weitergeben möchte.
Angenommen, der der
Sämann sei Gott. Dann sät Gott großzügig aus. Ja, er geht verschwenderisch mit
dem Saatgut,
mit seinem Wort oder seiner Zuwendung, seiner Liebe, um. Das Wort
Gottes, Liebe Gottes ist im Überfluss vorhanden.
Gott sät aus, sein Wort,
seine Zuwendung aus, immer wieder, zu allen Zeiten, in vielen Situationen.
Kein Abzählen, keine Zurückhaltung, kein Geiz, sondern reine Verschwendung.
Und wenn Gott der
Sämann ist, bin ich vielleicht der Boden.
Der Boden, auf den das Wort und die Zuwendung Gottes, das bin ich.
Vielleicht bin ich der
„Boden“ auf den und in den hinein das Wort Gottes fällt.
Wie ist die Resonanz?
Die Folge?
Und da kann es sein,
dass es Phasen in meinem Leben gibt, in denen ich nicht aufnahmebereit bin.
Zeiten,
in denen ich zu beschäftigt bin, wo ich viele Dinge zu tun habe, wo
anderes im Vordergrund steht und ich meine, keine Zeit für den Glauben zu
haben.
Es mag Phasen geben, wo
die Aufgaben und Herausforderungen des Alltags wachsen und mir über den Kopf zu
wachsen scheinen und das Wort Gottes,
der Glaube, erstickt wird.
Vielleicht gibt es auch
Zeiten in meinen Leben, wo ich mich verschließe,
in denen ich hart bin, niemanden und nichts an mich heranlasse: keinen Menschen
und Gott eben auch nicht.
Hart wie ein Stein, wie ein felsiger Boden, nicht
aufnahmebereit, nicht offen.
Vielleicht gibt es
Zeiten, in denen ich dankbar bin für alles, was mir der Glaube schenkt, für ein
Wort aus der Bibel, ein Lied,
ein Meditationstext, ein Gebet, das mich
anspricht.
Zeiten, in denen ganz
tief etwas hineingelegt werden kann, das gleich oder später aufgeht, Frucht
bringt, von dem ich noch lange Zeit leben und zehren kann.
Vielleicht bin ich ja
der Boden, der Weg, der Fels, die Dornen, und Gott hat seine Mühe mit mir, mich
zu erreichen.
ER hat seine Mühe, dass er bei mir ankommen kann, dass ich für
das Wirken Gottes, seine Zeichen der Nähe und Zuwendung verschlossen bin.
Meine
Aufnahmebereitschaft für die Botschaft Gottes kann sich je nach Lebensphase,
nach Alter, nach Stimmung und Kontext unterscheiden.
Wie auch immer: ich darf
vertrauen, dass Gott großzügig ist, dass er es immer und immer wieder versucht,
dass er sich immer neu und zu jeder Zeit und in vielen Situationen zeigt und
mir nahe ist.
Und das darf dann
tröstlich sein, zu wissen, dass Gottes Zuwendung ohne Ende ist.
Peter Göb