Auf dieser Seite finden Sie Gedanken zum Sonntag oder eine ausformulierte Predigt sowie ein Segensgebet.

Die Predigten hier können in Form und Inhalt von den Predigten im Gottesdienst abweichen.


Am ersten Sonntag im Monat findet um 9 Uhr in Borken und am dritten Sonntag im Monat um 11 Uhr in Homberg ein Kindergottesdienst statt.


Die Lesungstexte der Sonn- und Wochentage finden Sie unter:

Gründonnerstag

17. April 2025

Gedanken

Die Feier der österlichen Tage ist immer wieder eindrücklich.

Der Gottesdienst heute am Gründonnerstag,
das Verstummen der Orgel und der Glocken,
diese Stimmung zwischen Freude und Verzweiflung,

die Handlung der Fußwaschung, die Feier des Abendmahls.

An diesem Tag verdichten sich drei zentrale Themen,
die unser Christentum un unseren Glauben ausmachen zusammen.


Das erste: Gemeinschaft.

Dies zeigt sich in der Feier des Abendmahls, in der Feier der Eucharistie.

Sie ist, so sagt das Konzil, „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“.


Sie ist Quelle, weil sie in dem Tun Jesu ihren Ursprung hat.

Sie ist Höhepunkt, weil sich darin Glaube und Leben verdichten.

Die Eucharistiefeier ist nicht Schauspiel von etwas, was damals war,

sondern sie ist „Vergegenwärtigung“ dessen, was Jesus getan hat.

Sie, die sie hier sind, sind nicht im Theater, nicht auf dem Sportplatz,
nicht irgendwo am Rand.
Sie sind nicht Zuschauende, nicht Fan, nicht Unbeteiligte.

Sondern alle, die zur Eucharistiefeier kommen, sind mittendrin.

Sie sind Mitfeiernde. Das ist mehr als Zuschauen.

Sie sind Teil des Feiern.

Und sie bringen ihren Teil mit hinein.

So wie sie die Hostie am Anfang einlegen und damit sich und ihr Leben einbringen,

so sollen, dürfen, ja müssen sie sich einbringen, nicht zuschauen.


Liebe Mitfeiernde,

die reine Anwesenheit allein genügt nicht.

Da bleibe ich zuschauend. Teilnahme ist wichtig.

Eucharistie will mit gefeiert werden.

Sie ist Ausdruck der Gemeinschaft.

So wie Jesus Menschen um sich versammelte,
so versammelt er uns zur Gemeinschaft um ihn und mit ihm.
Heute in besonderer Weise.

Gemeinschaft als zentrales Element des Gründonnerstags.


Der zweite wichtige Aspekt wird durch die Fußwaschung deutlich.

Es geht um den Dienst am Nächsten, den Dienst am anderen Menschen.

Gott macht sich klein. Gott dient den Menschen.

Für mich ist das ein wichtiges und beeindruckendes Vorbild.

In einer Welt, die von Kriegen durchzogen,
von willkürlichen Entscheidungen beherrscht,
von Ausgrenzung und Abschottung geprägt ist,
kniet sich Gott vor den Menschen.

Mit Willkür und Macht kommen wir nicht weit, Dienen ist angesagt.

Und das meint auch, Respekt gegenüber dem Leben,
einem anderen Menschen, gegenüber der Schöpfung zu haben.

Und dort, wo Kirche den Menschen dient,
wird sie als relevant und wichtig wahrgenommen.
In den Kitas, den Alten- und Pflegeheimen, in der konkreten Zuwendung zum Menschen.


Die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung des vergangenen Jahres zeigt,
dass die „soziale Reichweite“ der Kirche hoch ist,
höher ist als die „religiöse Reichweite“.

Kirche dort akzeptiert, wo sie dient (Kitas, Krankenhäuser, Pflege…)

Das schmälert nicht ihre Kompetenz in religiösen und sozialen Fragen.

Das schmälert nicht ihre Kompetenz,
was die die Feier der Gottesdienste, der Liturgie, angeht.


Der dritte Aspekt des Gründonnerstags ist das Gebet.

Jesus betet, mit und für die Jünger.

Er betet dann – so wird in den Passionserzählungen berichtet – im Garten Getsemani, in der Einsamkeit, in innerer Verzweiflung,
in innerem Ringen über das, was ihm bevorsteht.

Beten als Aspekt des Kirche.

Wann und was beten wir?

In welchen Anliegen, in welchen Situationen,
welche Formen des Gebets pflegen wir?

Der Gründonnerstag lädt uns ein,
die Spannung unseres Lebens, die Freude,
die Dankbarkeit ebenso ins Gebet zu bringen,
wie unsere Sorgen, unsere Frage, unsere Zweifel.


Der Gründonnerstag ist ein besonderer Tag.

Er führt uns zur Gemeinschaft mit Gott und miteinander,

er fordert den Einsatz für den Mitmenschen,

er ist Anlass, unser Leben im Gebet vor Gott zu bringen.


Peter Göb