In den vergangenen über zwei Jahren haben wir immer eine Familienandacht, die Lesungstexte, Fürbitten, Gedanken zum Sonntag und ein Segensgebet online gestellt.

Dies möchten wir nun dahingehend verändern, dass wir künftig Gedanken zum Sonntag und evtl. ein Segensgebet online stellen.


Am ersten Sonntag im Monat findet um 9 Uhr in Borken und am dritten Sonntag im Monat um 11 Uhr in Homberg ein Kindergottesdienst statt.


Die Lesungstexte der Sonn- und Wochentage finden Sie unter:

Pfingsten

Gedanken zum Sonntag
Segen

Was haben die Atheistin Silvia, der evangelische Günther, die muslimische Fatosh und der katholische Peter gemeinsam?


Wir vier saßen am Donnerstagabend im Keller eines Bildungshauses und tranken ein Glas Sekt. ,

Mehr noch – wir unterhielten uns über Gott und die Welt, über Familien und unsere Berufe. Und wir überlegten, was ich zu Pfingsten predigen könnte.

Silvia, Günther, Fatosh und ich haben manches entwickelt und auch wieder verworfen.


Beim Hinweis auf die biblischen Texte kristallisierte sich heraus, dass sich die Jünger*innen, in einer gewaltigen Krise befinden.

Ihr Chef ist weg – Jesus ist tot – sie sind auf sich allein gestellt. Und sie kommen zusammen.

Sie haben Angst, haben sich zurückgezogen – eingesperrt. Einflüsse, Gefahren von außen gilt es abzuwehren.

Abschottung ist angesagt. Ghettoisierung. Vielleicht auch Selbstvergewisserung.

Krisen führen dazu, dass Menschen zusammenrücken und oft auch zusammenhalten.

Aber Krisen schränken auch den Radius der Beweglichkeit ein. Geographisch und auch geistig. Wer in einer Krise ist, ist möglicherweise auch in seinen Denk- und Entscheidungsmöglichkeiten eingeengt.

Und wenn dann Angst noch dazu kommt, dann kann das lähmen.


Bei den Jünger*innen damals kommt es zu internen Beratungen, zu Krisensitzungen.

Aber die Bibel berichtet ja noch mehr:

Während die Jünger*innen mit sich beschäftigt sind, kommt ein starker Einfluss von außen und verändert. Der Heilige Geist – spürbar und wahrnehmbar. Im Sturm, im Feuer.

Käme der Geist mit einem Säuseln, dann wäre er vielleicht gar nicht wahrgenommen worden?


Für mich ist das ein hoffnungsvolles Bild: In der Krise, in Beschäftigung mit sich selbst, kommt Hilfe. Und sie kommt auf vielleicht ungewohnte und ungeahnte Weise.

Wenn ich in einer persönlichen Krise bin, dann braucht es den Blick von außen, eine befreundete Person, einen Menschen, der mir Hilfe gibt, mich berät und neue Wege aufzeigt.

Und was für einen Menschen gut ist, kann auch für eine Gemeinschaft, eine Gruppe, hilfreich sein.


Pfingsten wird als „Geburtsstunde“ der Kirche angesehen.

Die Kirche von heute ist ein einer mehrfachen, internen, externen Krise.

Und dies seit Jahren: strukturell, inhaltlich, pastoral.

Könnte das Wirken des Geistes denn in dieser Situation bedeuten, dass die helfenden und verändernden Einflüsse von außen kommen?

Dass es Hilfe von anderen braucht, um aus der Selbstbeschäftigung, aus der Beschäftigung mit der eigenen Struktur herauszukommen? Und aus der theologischen Sichtweise, was die Zulassung zur Weihe und andere Fragen angeht?


Die Jünger*innen lassen sich herausfordern – aus ihrem Zimmer, ihrem Haus, ihrer Beschäftigung mit sich selbst.

Kirche von heute muss sich heraus fordern lassen.

Sie darf sich, wir dürfen uns auf den Heiligen, den guten Geist, einlassen.


Ich meine, der

Heilige Geist kommt oft von außen – und nicht nur von innen.

Der Heilige Geist ist Sendung – er richtet den Blick nach vorne – und nicht zurück in die Vergangenheit.

Der Heilige Geist ist immer Sendung – nie Beharrung oder Starre.

Der Heilige Geist ist Bewegung - nicht Erstarrung.

Der Heilige Geist schafft Zukunft – und will nicht zurück in die Vergangenheit.

Der Heilige Geist öffnet – und schließt nicht aus.

Der Heilige Geist ist bunt – nicht einfarbig.

Der Heilige Geist ist divers – nicht uniform.

Der Heilige Geist verbindet – und trennt nicht.


[Und: der heilige Geist schafft ein neues Herz, so wie es Dorothee Sölle es in einem Text beschrieben hat:

Ein neues Herz

Dorothee Sölle

schaffe in mir gott ein neues herz
das alte gehorcht der gewohnheit
schaff mir neue augen
die alten sind behext vom erfolg
schaff mir neue ohren
die alten registrieren nur unglück
und eine neue liebe zu den bäumen
statt der voller trauer
eine neue zunge gib mir
statt der von der angst geknebelten
eine neue sprache gib mir
statt der gewaltverseuchten
die ich gut beherrsche
mein herz erstickt an der ohnmacht
aller die deine fremdlinge lieben
schaffe in mir gott ein neues herz
und gib mir einen neuen gewissen geist
dass ich dich loben kann
ohne zu lügen
mit tränen in den augen
wenns denn sein muss
aber ohne zu lügen

Dorothee Sölle]


Pfingsten sagt mir, dass in den Krisen der Zeit, neue Wege gesucht werden müssen und das Angebot der Veränderung auf uns zu kommt.

In diesem Sinne und mit einem Blick auf die Gesellschaft ist es z. B. gut, dass es ein 9-Euro Ticket gibt. Besser wäre es, der öffentliche Nahverkehr wäre immer und für alle günstig, ja am besten kostenlos.


Und ich fände es gut, wenn es einen Rabatt für Grundnahrungsmittel gäbe, dauerhaft und spürbar. Für die Grundnahrungsmittel, nicht für das Angebot im Feinkostladen, und auch nicht für die Tankstellen.


Der Heilige Geist möchte fantasievolle Lösungen, die bisher Unmögliches denken und umsetzen lässt. Der Heilige Geist möge so die Welt verändern, Gerechtigkeit schaffen und Frieden ermöglichen. Er möge zu einem guten Zusammenwirken der Kräfte dienen.


So deute ich das Treffen am Donnerstagabend im Keller des Bildungshauses– im Nachhinein – wie ein kleines Pfingsten – eine Atheistin, eine Muslima, ein evangelischer und ein katholischer Christ kamen und saßen zusammen, hatten Gemeinschaft. Wir haben uns verstanden, auch wenn jede*r von uns eine je eigenen „Sprache“ hatte, eine je eigene Sichtweise und je eigene Welt, in der leben.


Am Ende aber geht es nicht um die vier Personen, am Ende geht es um die Bereitschaft und Offenheit, sich aufeinander einzulassen. Es geht darum, von dem erstmal Fremdem und Unbekannten zu lernen, einander zuzuhören, sich bereichern zu lassen und es – sofern es geht und soweit es geht – in den eigenen Kontext mit hineinzunehmen.

Es geht an Pfingsten – und nicht nur dann - um eine gute, gemeinsame Zukunft im Kleinen wie im Großen.


Peter Göb

Es gilt das gesprochene Wort

Heiliger Geist,
Quelle der Wahrheit,
du Atem Gottes,
Spender des Lebens!
Mitten in unserer Alltäglichkeit
überrasche uns mit deiner Kraft.
Mitten in unsere Planlosigkeit
zeige deine Pläne.
Mitten in die Zweifel an uns selbst
entzünde dein Chrisma.
Mitten in unsere Antriebslosigkeit
entfache du dein Feuer
und schenke uns Antrieb.
Mitten in unsere Verständnislosigkeit
schenke dein Verstehen
Mitten in unsere Sprachlosigkeit
schenke uns Worte,
die heilen und aufrichten.
Mitten hinein in alles, was uns ausmacht,
lass uns dich erspüren
und lege deinen göttlichen Segen auf uns,
du, den wir zu erfassen suchen,
in der Unfassbarkeit deiner Vielfältigkeit,
als den Vater und den Sohn und den Hl. Geistes. – Amen.