In den vergangenen über zwei Jahren haben wir immer eine Familienandacht, die Lesungstexte, Fürbitten, Gedanken zum Sonntag und ein Segensgebet online gestellt.

Dies möchten wir nun dahingehend verändern, dass wir künftig Gedanken zum Sonntag und evtl. ein Segensgebet online stellen.


Am ersten Sonntag im Monat findet um 9 Uhr in Borken und am dritten Sonntag im Monat um 11 Uhr in Homberg ein Kindergottesdienst statt.


Die Lesungstexte der Sonn- und Wochentage finden Sie unter:

30. Sonntag im Jahreskreis

Gedanken zum Sonntag
Segen

1. Lesung: Sirach 35,15b-17.20-22a

2. Lesung: 2 Timotheus 4,6-8.16-18

Evangelium: Lukas 18,9-14



Gegensätze ziehen sich an, so sagt ein bekanntes Sprichwort.

Gegensätzlich sind die beiden Personen,

die uns heute im Evangelium begegnen.


Der Pharisäer und der Zöllner.

Der Pharisäer ist von sich überzeugt.

Er stellt sich in den Tempel,

er will von den anderen gesehen und wahrgenommen werden.

Er ist selbstsicher,

erfüllt die religiösen Vorschriften und ist großzügig.

Er gibt den Zehnten Teil des gesamten Einkommens.

Er preist seine eigenen Vorzüge, spricht über seine Leistungen.

Er definiert sich über die Abgrenzung zu den anderen.

Ich danke, dass ich nicht so bin, wie die anderen.

Oder umgekehrt. Ich danke Gott, dass ich besser bin als die anderen.

Arroganz ist noch ein schmeichelhafter Ausdruck für das Verhalten des Pharisäers.

Er bleibt bei sich und stellt sich in den Mittelpunkt.


Der Zöllner ist das Gegenbild.

Er steht hinten, traut sich nicht nach vorne.

Er traut sich nicht einmal, die Augen zu erheben.

Keine Selbstsicherheit, keine Angeberei,

nur eine einfache Geste, das an-die-Brust-schlagen

und eine Bitte an Gott. Gott, sei mir Sünder gnädig.

Demut und Bescheidenheit kennzeichnen ihn.

Kein Prahlen mit den eigenen Leistungen,

sondern das Wissen um Bedürftigkeit sind bei ihm zu finden

und stehen im Mittelpunkt.

Dieses Evangelium ist die Anfrage an mich,

wie ich mich verhalte, welche Form des Gebetes ich verwende,

ob ich mich oder ob ich Gott in den Mittelpunkt des Betens stelle.


Es ist die Anfrage,

ob ich mich über die Abgrenzung zu anderen definiere, definieren muss.

Zu Menschen, zu Haltungen?

Ich bin besser, weil ich nicht so bin, wie die anderen,

ich bin besser, weil ich in die Kirche gehe und die anderen nicht?

Ich bin besser, weil ich etwas geleistet habe?

Aber: bin ich deswegen besser?


Oder habe ich in meinem Leben einfach nur Glück gehabt.

Vielleicht habe ich einfach gute Chancen bekommen,

lief es im Leben rund mir fiel vieles in den Schoß?

Vielleicht finde ich mich in beiden Personen des Evangeliums wieder?

Manchmal bin ich gerne vorne und verweise auf die eigene Leistung.

Manchmal stehe ich eher hinten,

wissend um die eigene Bedürftigkeit, um Sehnsüchte und Fehler.

Manchmal bin ich ein Zöllner, manchmal ein Pharisäer?


Lässt sich das Evangelium auf die Kirche anwenden?

Besteht nicht die Gefahr,

dass wir als Kirche in Deutschland, in Europa pharisäerhaft sind,

oder zumindest so wirken können?


Denn wir können ja auf Leistungen verweisen,

auf Einrichtungen der Caritas,

auf Kindergärten, Schulen, Hochschulen und mehr.

Wir haben etwas geleistet

und geben Geld für viele Projekte aus und unterstützen die Weltkirche.


Heute ist Weltmissionssonntag.

Der Blick geht auf Christen in Afrika und anderen Ländern,

die nicht die finanziellen Möglichkeiten haben, wie wir sie hatten und haben.

Und die Kirchen Europas bzw. aus Deutschland

haben ja in den vergangenen Jahrzehnten

vieles an Personal weitergeben können.

Ordenschristen, Priester, Laien sind nach Afrika,

Asien und Lateinamerika gegangen und haben dort gewirkt.


So wie Sr. Rosa Drescher. Franziskanerin.

Als junge Ordensfrau ging die gelernte Gärtnerin 1961 nach Südafrika.

Damals im Bewusstsein, die Heimat nie wieder zu sehen.

Drei Monate dauerte die Reise mit dem Schiff.

In Südafrika lernte sie Englisch und Zulu,

konnte sich also in der Heimatsprache mit den Menschen dort unterhalten.

Sie brachte den Menschen dort Nähen, Gärtnern und vieles mehr bei.

Sie hat sich um die Mitarbeitenden gekümmert,

hat ihr Wissen und Können weitergegeben.

Im Juni 2021 kam sie nach Deutschland zurück

und kehrte in ihr Mutterhaus,

in das Kloster Oberzell bei Würzburg, zurück.

Ich kannte Sr. Rosa nicht persönlich.

Am Mittwoch war ich zufällig bei ihrem Requiem dabei

und habe von ihr und ihrem bewegten Leben gehört.

Anfang Oktober ist sie im Alter von 88 Jahren verstorben.

Für mich war die Würdigung von Sr. Rosa

durch die Generaloberin des Ordens, Katharina Ganz, beeindruckend.


Und beeindruckend ist es,

wenn Menschen ihr Wissen und Können,

ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten für andere einsetzen

und dennoch bescheiden, einfach und demütig bleiben.

Sr. Rosa Drescher hat versucht, so habe ich es verstanden,

Menschen zu fördern, ihnen zu helfen und ihnen gerecht zu werden.

So könnte sie ja doch, unbekannterweise,

an diesem Weltmissionssonntag mit ihrer Haltung zum Vorbild werden.


Unsere Fähigkeiten und Fertigkeiten,

unsere Möglichkeiten nutzen

und sie für andere Menschen einsetzen,

ihnen helfen, ihnen gerecht werden.

Vielleicht vereinen sich in dieser unbekannten Ordensschwester

das Wissen um das eigene Tun

und die Haltung der Demut

gegenüber Menschen und gegenüber Gott?



Peter Göb

Es gilt das gesprochene Wort


Gott, segne unsere Augen,

damit wir die Einzigartigkeit aller deiner Geschöpfe wahrnehmen.


Segne unsere Ohren,

damit wir gerade auch die leisen Töne,
die Zwischentöne und das, was nicht gesagt wird, hören und verstehen.


Segne unsere Hände,

damit wir behutsam sind im Umgang mit anderen und nicht verletzen.


Segne unseren Mund,

damit wir deine frohmachende Botschaft bezeugen

und anderen Mut, Hoffnung und Zuversicht schenken.


Segne unser Herz,

damit die Nöte unserer Mitmenschen und dieser Welt darin ein Echo finden.


Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.