In den vergangenen über zwei Jahren haben wir immer eine Familienandacht, die Lesungstexte, Fürbitten, Gedanken zum Sonntag und ein Segensgebet online gestellt.

Dies möchten wir nun dahingehend verändern, dass wir künftig Gedanken zum Sonntag und evtl. ein Segensgebet online stellen.


Am ersten Sonntag im Monat findet um 9 Uhr in Borken und am dritten Sonntag im Monat um 11 Uhr in Homberg ein Kindergottesdienst statt.


Die Lesungstexte der Sonn- und Wochentage finden Sie unter:

24. Sonntag im Jahreskreis

Gedanken zum Sonntag
Segen

1. Lesung: Exodus 32,7-11.14-17
2. Lesung: 1 Timotheus 1,12-17
Evangelium: Lukas 15,1-32



Es gibt Geschichten, die bleiben im Gedächtnis, die fallen ganz tief in den Kopf, das Herz und die Seele.

Die Erzählung vom Barmherzigen Vater ist für mich eine solche Erzählung.

Die beiden anderen Erzählungen des heutigen Evangeliums vom verlorenen Schaf und der verlorenen Drachme sind gut und hilfreich, aber sie verblassen dann doch neben der Erzählung vom „verlorenen Sohn“, wie diese Verse des Lukasevangeliums früher und bis Weilen heute immer noch genannt werden.


Drei Personen, drei Hauptpersonen mit unterschiedlicher Akzentuierung.

Ein Vater mit den beiden Söhnen.

Einer der beiden macht sich auf den Weg. Er möchte sein Erbteil, den Pflichtteil, wie es richtigerweise heißen muss.

Der Vater gibt es ihm und der Sohn zieht los.

Weg von zu Hause, ausreißen, fortgehen, in ein fremdes Land, in eine unbekannte Gegend. Neue Erfahrungen will er machen, Leben, er ist ja noch jung!


Er lebt. Geld hat er genug, zumindest scheint es so. Er arbeitet aber nicht damit, sondern gibt das Geld aus. Und dann ist es weg. Pleite. Vorbei.

Keine Freund*innen mehr, keine Gemeinschaft, kein Glück.

Sein Leben gerät aus den Fugen, aus den Bahnen. Sein Leben kippt.

Und dann kippt etwas in ihm – dann wird ein Schalter umgelegt. Er geht nicht in die weite Welt, sondern er geht in sich. Denkt über sich, sein Leben, seine Situation nach.


Und er bereut. Das scheint mir das Positive in der Krise zu sein.

In einer Krise – wenn es geht - sich Zeit lassen und nachdenken.

Aber der Sohn macht noch mehr. Der Sohn entwertet sich. Ich bin es nicht mehr wert, dein Sohn zu sein…, so denkt er und möchte dies seinem Vater sagen. In seiner Reue macht er sich klein. Er macht sich unwürdig.

Selbstentwertung – Abwertung des Selbstwertes – ich bin nichts wert, ich bin unbedeutend, ich bin klein, oder auch: ich habe es nicht verdient, dass es mir gut geht.


Selbst natürliche Beziehungen verleugnet er – ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein – denkt er und möchte es seinem Vater sagen.

In diesem Zustand geht er nach Hause und erlebt eine große Überraschung.

Sein Vater reagiert anders, als der Sohn erwartet: Keine Kritik, kein Schimpfen, keine Ausgrenzung. Sondern ein Entgegengehen, um den Hals fallen, umarmen, küssen. Ein Fest feiern.


Umkehren ohne Angst – nicht mehr Knecht oder Magd, was wir in den Augen Gottes nie waren – wir machen uns selbst dazu.

Sich selbst entwerten ist aber keine Lösung. Der Sohn wird am Ende wieder als Sohn gesehen – er wurde von seinem Vater nie anders gesehen.


Und da ist noch der ältere Sohn.

Er ist angepasst. Er muss – so ist seine Wahrnehmung -mehr Lasten tragen. Seine Fantasie geht mit ihm durch, denn er behauptet, dass der jüngere Sohn das Geld mit Dirnen durchgebracht hat, doch davon wird nichts berichtet.

Der ältere Sohn erfährt seiner Meinung nach keine Wertschätzung, kein Wohlwollen – er macht dem Vater Vorwürfe: Nie hast du mir… Nie – ein Wort, das schnell in Konflikte und Eskalation führen kann.

Der ältere Sohn will von seinem Bruder nichts mehr wissen.

Innerlich ist der ältere Sohn auch ausgezogen, innerlich hat er sein Elternaus auch verlassen. Und hat sein Vermögen, sein Vertrauen, durchgebracht.

Auch er müsste umkehren. Er müsste umkehren - aus der Enge des Denkens, der Gefühle, der eigenen Sichtweise.


Der Vater nimmt ihn als Sohn, er hat auch ihn nie anders gesehen.

Der Vater geht auch auf den Älteren zu. Er sagt ihm: Was mein ist, ist auch dein. Er stellt ihn mit sich materielle auf eine Stufe. Und er lädt ihn ein, mitzufeiern.

Vater lädt ihn ohne Vorwurf ein, hineinzugehen, mitzufeiern, dabei zu sein. Er lädt ihn zur Freude ein: zum Fest, zum Feiern,

Gott zwingt nicht – er lädt ein. Und Menschen dürfen im Namen Gottes auch nichts erzwingen. Sondern die einladende Haltung Gottes darf unsere Haltung werden.


Die Deutung des Evangeliums:
Das Gleichnis ist die Einladung, mich nicht selbst zu entwerten.


Und schließlich:

Es ist der Hinweis auf den barmherzigen Vater, der uns entgegenläuft, umarmt, küsst und für uns ein Fest feiern lässt.

Wir haben Gott, der nachgeht, der nach uns Ausschau hält. Der sich über uns freut. Wir dürfen umkehren.


So ganz im Sinne von Martin Buber:

„Die große Schuld des Menschen sind nicht die Sünden, die er begeht – die Versuchung ist mächtig und seine Kraft gering! Die große Schuld des Menschen ist, dass er in jedem Augenblick die Umkehr tun kann und nicht tut.“



Peter Göb

Es gilt das gesprochene Wort


Es segne euch der allmächtige Gott, der Vater,
der uns seinen Sohn sandte, um das Evangelium der Barmherzigkeit zu verkünden.

Es segne euch der allmächtige Gott, der Sohn,
der uns den Weg zum barmherzigen Vater zeigt.

Es segne euch der allmächtige Gott, der Heilige Geist,
der die Erfahrung der Barmherzigkeit für uns in alle Zeit lebendig erfahrbar macht.
Amen!


Bernhard Zahrl