In den vergangenen über zwei Jahren haben wir immer eine Familienandacht, die Lesungstexte, Fürbitten, Gedanken zum Sonntag und ein Segensgebet online gestellt.

Dies möchten wir nun dahingehend verändern, dass wir künftig Gedanken zum Sonntag und evtl. ein Segensgebet online stellen.


Am ersten Sonntag im Monat findet um 9 Uhr in Borken und am dritten Sonntag im Monat um 11 Uhr in Homberg ein Kindergottesdienst statt.


Die Lesungstexte der Sonn- und Wochentage finden Sie unter:

16. Sonntag im Jahreskreis

Gedanken zum Sonntag
Segen

1. Lesung: Gen 18,1-10a

2. Lesung: Kolosserbrief 1,24-28

Evangelium: Lukas 10,38-42


Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf Morgen. – Sprichwort.

Morgen, Morgen, nur nicht heute, sagen alle faulen Leute – so sagt ebenfalls ein Sprichwort.


Beide Aussagen stehen sich vielleicht nicht gegenüber, aber doch ein bisschen im Weg.


Auf der einen Seite das schnelle, zuverlässige Erledigen von Dingen – was oft zu Hektik, Stress und enger Taktung führt.

Auf der anderen Seite das: es hat ja noch Zeit – Gefühl. Muss ja nicht heute sein, heute mache nicht alles, ich lasse mir Zeit.


Marta und Maria, zwei der drei Hauptpersonen im Evangelium – verkörpern diese Spannung.


Da ist Marta, die Geschäftige. Sie hat viel Arbeit. Es ist viel zu tun, weil ein Gast da ist. Ein hoher Gast, vielleicht ein spontaner Gast.

„Sie war ganz davon in Anspruch genommen, zu dienen.“

Dabei ist dienen an sich ja nichts Schlimmes. Zum Glück gibt es Menschen, die dienen. Menschen, die etwas tun, die aufmerksam sind, die vorbereiten, organisieren usw.

Wenn es die nicht gäbe, würde vieles im Chaos versinken.


Da ist Maria, die Hörende. Sie hat das Gute erwählt sagt Jesus am Ende.

Sie setzt sich Jesus zu Füßen und hört ihm zu.

Und genau darin, liebe Gemeinde, genau darin liegt die Spannung, liegt das Gefährliche, liegt eine theologische Aussage.

Sich als Frau zu Füßen eines Rabbi setzen – das geht gar nicht! Ist ein no-go.

Sich als Frau zu Füßen eines Rabbi setzen – das ist eine Unmöglichkeit und eine Unverschämtheit in einem.

Sich dem Rabbi zu Füßen zu setzen – das war Männersache. Ausschließlich.

Nur Männer durften hören und diskutieren. Nur Männern war das theologische Wissen vorbehalten.

Frauen hatten in der Nähe des Rabbi nichts zu suchen – sie durften ihm dienen, für das Äußere sorgen – sie durften Marta sein – aber bitte mehr auch nicht.


Wenn Lukas uns überliefert, dass sich eine Frau zu den Füßen Jesu setzt, dass eine Frau an religiöser Bildung Teil hat, dann war das etwas vollkommen Neues und im positiven Sinne etwas Grenzüberschreitendes.


Dann war das ein Hinweis darauf, wie Jesus zum einen das bestehende System kritisiert und zum anderen möchte, dass religiöses Wissen nicht beschränkt sein darf, auf bestimmte Gruppen in der Gesellschaft.


Mit dem Verhalten Jesu bricht er selbst die Rollenbilder und Rollenzuschreibungen der damaligen Zeit auf.

So wie an anderen Stellen auch, wenn er sich bei Zachäus einlädt, wenn er mit Zöllner und Sündern isst, wenn ihm die Vorgeschichte von Menschen egal ist oder wenn er mit der Frau am Jakobsbrunnen spricht.

All das sind Verhaltensweisen Jesu, die bei religiös Führenden anecken und die sie niemals zulassen würden.


Maria baut zu Jesus eine Beziehung auf. Jesus lässt diese Beziehung zu.

Marta kümmert sich um Äußeres, das zwar wichtig ist, aber nicht oder weniger in die Beziehung zu Jesus führt.

Maria handelt mit Jesus – Marta handelt für Jesus.


Und wir?

Könnten diese Marta-Maria-Erzählung für uns, für jede*n von uns, für unsere Gemeinde, die Kirche von heute ein Vorbild sein?

Für jede*n von uns bedeutet dies:

Der äußeren Aufnahme Jesu muss ein Beziehungsaufbau zu ihm folgen.

Der Taufe, die dafür steht, muss eine Entwicklung, eine Beziehung folgen.

Taufe ist daher nicht Abschluss eines Weges, sondern Station auf dem Weg oder Beginn einer Beziehung zu Christus.

Mit der Taufe geht es los und ist es nicht zu Ende.

Das Kreuz an der Wand in der Wohnung bleibt Dekoration,
wenn wir nicht im Leben dem nachfolgen, der das Kreuz zum Zeichen der Erlösung gemacht hat.


Was bedeutet das Evangelium für uns als Gemeinde, für die Kirche, für eine Organisation?

Ich kann mich viel ums Dienen, ums Herrichten, ums Äußere kümmern. Dafür, dass alles schön ist, dass etwas toll aussieht.

Wenn die Sorge um das Essen wichtiger ist als die Ermöglichung eines guten Gesprächs, einer Beziehung, dann läuft vielleicht etwas verkehrt.

Ich kann mich verlieren in der Beschäftigung mit scheinbar wichtigen Sachen und vergesse dabei Jesus, der eine Beziehung aufbauen möchte.

Ich kann mich als Kirche, als Bistum, als Pfarrei, als Verband usw. mit Strukturen befassen und übersehen, dass es am Ende um die Beziehung von Menschen zu Gott geht. Und dafür sind Strukturen vielleicht hilfreich, aber immer nachgeordnet.


Es geht am Ende darum, zu spüren, was in der zweiten Lesung gesagt wurde: „Christus ist unter Euch.“ Ihm darf meine Aufmerksamkeit gelten, zu ihm darf ich eine Beziehung aufbauen. So wie Maria und - so hoffe ich - dass auch Marta am gleichen Tag Zeit fand, sich Jesus zu Füßen zu setzen.



Peter Göb

Es gilt das gesprochene Wort.

Gott,
der um alles weiß, was uns ausmacht,
segne uns
in unserer Geschäftigkeit und
in unseren Ruhephasen.

Er segne uns,
wenn unsere Sinne blockiert sind,
und wenn wir mit allen Sinnen auf Empfang sind.

Er segne uns in unseren verhaltenen Schritten
und in den zielgerichteten.

So segne uns der Gott,
den wir zu fassen versuchen
als den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist.
Amen.