Wir sind wieder am Beginn einer besonderen Zeit.
Worauf kommt es in der Fastenzeit an?
Die Fastenzeit ist so etwas wie ein Experimentierraum für
das ganze Leben.
Sie will uns darauf aufmerksam machen, worauf es im Leben u.a. ankommt.
Daher nutzen viele Menschen die Fastenzeit, um auf etwas
zu verzichten, manche aus religiösen Gründen, andere aus gesundheitlichen oder
anderen persönlichen Gründen. Ein Freund von mir sagte mir gestern, am
Faschingsdienstag, er habe leider noch zu viel Fleisch und Wurst im
Kühlschrank, das müsse er essen, denn ab heute, Aschermittwoch, würde er für
die Fastenzeit darauf verzichten.
Manche verzichten auf Süßigkeiten, andere auf Fleisch
oder Alkohol, wieder andere auf das Auto, manche auf negative Gedanken usw. Das
sind alles gute und wertvolle Übungen oder können es zumindest sein. Dazu
braucht es, dass ich mich frage, worauf es ankommt.
Einen Hinweis darauf finden wir in der Lesung aus dem Buch Joel: „Zerreißt eure
Herzen, nicht eure Kleider“, lesen wir da. Es kommt nicht auf das Äußere an,
sondern es geht um unser Inneres.
Alles, was mir dabei hilft, ganz zu mir zu kommen und
mich frei von äußeren Zwängen zu machen, bringt mich Gott ein Stück näher. Bei
dieser Freiheit geht es nicht um eine Freiheit „von“, sondern um eine Freiheit
„zu“.
Nicht weg-von sondern hin-zu.
Einen Gewinn zu haben, ein Ziel vor Augen zu haben.
Nicht der Verzicht steht im Mittelpunkt, sondern der
Zugewinn.
Ich bin frei, mich meinem Mitmenschen zuzuwenden, wenn
ich etwas von meiner Zeit verschenke. Ich bin frei, weniger bzw. gar kein Fleisch
zu essen auf mehr regionale Produkte zu achten, weil ich solidarisch sein
möchte.
Ich bin frei, mit Gott ins Gespräch zu kommen, wenn ich
mir täglich fünf oder mehr Minuten Zeit nehme.
Diese Änderungen meines Lebensstils lassen mich daran
denken, dass meine Handlungen und mein Konsumverhalten Auswirkungen auf andere
Menschen haben. So ist für mich Gottes- und Nächstenliebe in der Fastenzeit
besonders gut erkennbar.
Gott hat es nicht notwendig, dass ich mich für ihn
kasteie oder mit Verzichtsübungen quäle. Die Fastenzeit macht mir wieder
bewusst, dass ich nicht allein auf dem Weg bin. Auch wenn unsere sozialen
Kontakte im persönlichen Bereich noch immer und wahrscheinlich weiterhin
eingeschränkt sind, sind wir alle miteinander auf die eine oder andere Art
verbunden und vernetzt.
Wenn ich mich getragen fühle von einer Gemeinschaft oder
einem Kreis, dem ich angehöre, kann ich besser nachvollziehen, dass mein Denken
und Handeln Konsequenzen für andere Menschen hat, im Positiven wie im
Negativen.
Es kommt nicht auf das Äußere an. Das merken wir heute
auch daran, dass im Gottesdienst die Asche nicht in Kreuzform auf meine Stirn
gezeichnet, sondern mir auf's Haupt gestreut wird. Diese kleine Änderung im
Ritus macht mir wieder neu bewusst, dass Gott mein Inneres erreichen und
verwandeln möchte.
Die Offenheit dazu und die Bereitschaft, ihm Zeit zu schenken, wünsche ich uns!
Gott schenkt uns die Fastenzeit, nehmen wir sein Geschenk an und lassen wir uns
verwandeln und neue Wege gehen! Dann wird jede/r von uns für sich entdecken,
worauf es ankommt.
Elisabeth Fritzl / Peter Göb