Auf dieser Seite finden Sie Gedanken zum Sonntag oder eine ausformulierte Predigt sowie ein Segensgebet.
Die Predigten hier können in Form und Inhalt von den Predigten im Gottesdienst abweichen.
Am ersten Sonntag im Monat findet um 9 Uhr in Borken und am dritten Sonntag im Monat um 11 Uhr in Homberg ein Kindergottesdienst statt.
Die Lesungstexte der Sonn- und Wochentage finden Sie unter:
Mit wem haben Sie Mitleid?
Mit Lazarus, dem Armen, der zu Lebzeiten Hunger und Mangel litt – und nun in „Abrahams Schoß“ ruht?
Oder mit dem reichen Mann, der einst im Überfluss lebte – und nun fern des
Himmels ist?
Eine schwierige Frage.
Denn sie berührt eine tiefe Lebensangst:
Geht es uns jetzt gut – und später schlecht? Oder umgekehrt?
Doch
ich glaube: Darum geht es in diesem Gleichnis nicht in erster Linie.
Es geht nicht um eine himmlische Bilanzrechnung.
Es geht um eine Haltung – eine Haltung der Offenheit,
der Wachheit, der Gerechtigkeit.
Was tut der Reiche?
Oder besser gesagt: Was tut er nicht?
Er
sieht den Armen nicht.
Er bleibt in seiner Welt, in seiner Blase.
Er lebt mit seinesgleichen – aber nicht mit denen, die Not leiden.
Lazarus liegt direkt vor seiner Tür – und bleibt doch unsichtbar.
Und
genau das ist der Punkt:
Dieses Gleichnis erzählt nicht nur von Einzelpersonen.
Der Reiche steht auch für Gruppen – für uns als Kirche, als Gemeinde, als
Christen.
Sind wir offen für andere? Oder bleiben wir unter uns?
Wir
sprechen heute von einem „Milieu-Christentum“:
Christen, die nur mit ihresgleichen leben.
Wer anders ist, bleibt draußen.
Man bleibt unter sich. Alles andere stört – oder wird ignoriert.
Ein
solches Christentum verliert den Kontakt zur Welt –
und damit seine Kraft, sie zu verändern.
Wie
der Reiche im Evangelium gehen wir nicht mehr vor die Tür.
Wir sehen nicht, wo es fehlt, wo Hilfe gebraucht wird.
Und irgendwann wird die Kluft zwischen „drinnen“ und „draußen“ so groß,
dass sie nicht mehr zu überbrücken ist – selbst nicht von Abraham.
Ein harmloses Christentum?
Sind
wir als Kirche so sehr mit uns selbst beschäftigt,
dass wir die Welt um uns herum nicht mehr wahrnehmen?
Dann
wären wir ein harmloses, wirkungsloses Christentum –
zufrieden mit sich selbst, aber blind für die Not.
Dieses
Verhalten ist nicht neu.
Schon der Prophet Amos kritisierte die Reichen,
die nur sich selbst sehen. Hauptsache, ihnen geht es gut.
Was draußen geschieht, ist ihnen egal.
Das Gleichnis will uns nicht Angst machen – sondern wach
Dieses
Gleichnis will uns nicht Angst machen vor Hölle oder Verdammnis.
Es will uns wachrütteln.
Es will unsere Sinne schärfen für das, was außerhalb unserer
Mauern geschieht.
Damit
niemand übersehen wird.
Damit niemand in seiner Not allein bleibt.
Wer liegt vor unserer Tür?
Diese Frage stellt uns der Reiche – als Mahnung:
Wer
liegt vor unserer Tür?
Welche Not sehen – oder übersehen – wir?
Not
hat viele Gesichter:
Hunger, Einsamkeit, das Bedürfnis nach einem Gespräch,
nach Zuwendung, danach, gesehen zu werden.
Wo ist Christus?
Das
Evangelium sagt uns:
Christen sollen nicht nur nach innen schauen –
auf Tabernakel und Altäre –
sondern auch nach außen – auf die Armen, die Leidenden, die „Lazarusse“ unserer
Zeit.
Denn dort ist Christus.
„Was ihr einem meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.“
Christus begegnen – bei Lazarus
Wenn
wir Christus wirklich begegnen wollen,
dann bei Lazarus.
Dann
müssen wir ihn in unsere Mitte nehmen –
seine Not lindern, ihn aufrichten.
Denn
wer Christus dienen will,
kommt am Menschen nicht vorbei.
Am
Lazarus unserer Zeit müssen wir zeigen,
wie ernst es uns mit Christus ist.
Gott
der allmächtige Vater hat uns Menschen geschaffen
und uns das Wohlergehen der Welt anvertraut.
Er schenke uns in der kommenden Woche Kraft und Ausdauer,
den Armen und Unterdrückten als Bruder und Schwester beizustehen.
Jesus Christus, Gottes eingeborener Sohn,
ist aus Liebe zu uns Menschen vom Himmel herabgestiegen.
Die Kraft seiner Liebe erfülle in der kommenden Woche
unser Herz und unser Handeln.
Gottes Heiliger Geist ist die Kraft von oben,
der das Werk des Sohnes auf Erden weiterführt.
Er stärke uns alle in der kommenden Woche
für unsere Aufgaben und Herausforderungen,
die auf uns warten.
© Christus Epheta, Homberg (Efze) - Christkönig, Borken (Hessen)